Gamification Strategy

Gamification und Spaß am Lernen… Privileg oder Notwendigkeit? Wir zeigen, warum es sich für die meisten Unternehmen lohnt, ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einzuräumen, am Lernen Spaß zu haben, und warum es wichtig ist, ein Lernumfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeiter spielend lernen können.

Was du nicht willst, das man dir tut…

Sie haben doch bestimmt ein besonderes Interesse. Möglicherweise für Modellbau oder Fußball? Vielleicht Kochen Sie leidenschaftlich gerne oder gehen regelmäßig Angeln? Was auch immer Ihnen Freude bereitet – stellen Sie sich folgende Frage: Wenn Sie etwas Neues über Ihr Hobby lernen oder sich darin verbessern möchten – wie bringen Sie sich diese Sache bei? Wie sieht Ihr Vorgehen aus? Und was möchten Sie dabei unbedingt vermeiden? Zeit für eine kritische Selbstreflexion…

Nehmen wir an, ich möchte mir selbst beibringen, wie ich meine Landschaftsfotografie verbessere. Setze ich mich dann erst einmal hin und lese eine sperrige PDF oder eine überfüllte PowerPoint-Präsentation? Natürlich nicht! Zuerst google ich, dann schaue ich mir auf YouTube ein Video an. Als Nächstes lese ich einen Do It Yourself-Blogartikel und zuletzt frage ich einen Freund, der sich gut auf diesem Gebiet auskennt, ob er mir nochmal die Details erklären kann. Danach probiere ich es dann einfach selbst aus.

Die Lernwelt ist kein Paralleluniversum

Wir leben alle in derselben Welt. Die Lernwelt ist kein Paralleluniversum. Das darf man niemals vergessen. Wenn Sie privat zum Lernen auf ein Sammelsurium von interaktiven, grafischen und persönlichen Lehrmethoden zurückgreifen (Googeln, YouTube, Blogartikel, Freund fragen usw. – übrigens ein optimales und absolut intuitives Blended Learning), dann werden Ihre Mitarbeiter dasselbe gewohnt sein. Was in der Fachterminologie der Erwachsenenbildung „Lebensweltorientierung“ genannt wird, ist elementarer Bestandteil eines jeden erfolgreichen Lernkonzepts: Lernprozesse an die Lebensrealität der Mitarbeiter anpassen. Und falls Sie selbst die Suche am PC nicht antreten, dann tun dies doch bestimmt Ihre Kinder oder Enkelkinder.

Apropos junge Generation. Besonders Azubis, Young Professionals und andere junge Lernende sind mit dem aufgewachsen, was sich für manche Führungskraft noch immer wie Zukunftsmusik anhört: Lernen durch Videos, Interaktion mit digitalen Inhalten und soziale Kollaboration – auch online. Lernende müssen methodisch angesprochen werden. Sie müssen im Unternehmen so Lernen können, wie sie es auch privat tun würden, und zusätzlich auch noch Lernimpulse erhalten. Das Ziel: Spaß am Lernen.

Bei dem letzten Satz höre ich förmlich die Stimme meines Vaters durch meinen Kopf geistern: „Arbeit ist Arbeit. Die muss nicht immer Spaß machen.“ Zum Teil ist das richtig. Je nach Budget und inhaltlicher Tiefe müssen bzw. können Abstriche hinsichtlich des Lernspaßes gemacht werden. Besonders bei sehr kleinen Wissensfragmenten ist eine aufwendige Vermittlung häufig gar nicht nötig. Hier reicht dann auch schon eine einfache Übermittlung, eine Kommunikation des entsprechenden Wissens. Sobald wir uns aber im Bereich von einer halben A4-Seite und aufwärts bewegen, kommen mir Bedenken zum Argument meines Vaters – und zwar nicht nur didaktische, sondern auch wirtschaftliche. Besonders in Sachen Wirtschaftlichkeit wirkt nämlich die Wichtigkeit von Spaß am Lernen wie das Ende einer sehr logischen, mathematischen Gleichung:

Je höher der Spaß am Lernen, desto höher das Learner-Engagement. Je höher das Learner-Engagement, desto höher die Effektivität der Wissensvermittlung. Je höher die Effektivität der Wissensvermittlung, desto nachhaltiger und umfangreicher das Wissen der Mitarbeiter – desto höher ihre Produktivität. Ergo: Je mehr Spaß meine Mitarbeiter am Lernen haben, desto produktiver sind sie.

Eine Gamification Strategie fördert nicht nur wirtschaftliche Produktivität, sondern auch Mitarbeiterloyalität und die Anwerbung neuer Fachkräfte. (Copyright Bild: freebird7977 – adobe.stock.com)

In dieser zugegebenermaßen sehr sachlichen Gleichung sind einflussreiche persönliche Faktoren wie Mitarbeiterloyalität und Anwerbung von zukünftigen Fachkräften noch gar nicht berücksichtigt. Diese spielen allerdings in jedem Unternehmen eine entscheidende Rolle: Ein aufregendes und ansprechendes Lernen ist für Lernende auch immer ein Zeichen der Wertschätzung und somit stark loyalitätsfördernd. Außerdem möchten die kompetenten Fachkräfte der Zukunft verständlicherweise in einem Unternehmen arbeiten, das dem Anspruch „State-of-the-Art“ im Lernen wie Arbeiten folgt. Durch Spaß am Lernen können sich Unternehmen also auch in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit und Anwerbung von Fachkräften vor der Konkurrenz positionieren – zusätzlich zu den rein wirtschaftlichen Vorteilen, die diese Form des Lernens mit sich bringt.

Spaß am Lernen ist also sinnvoll und lohnt sich für Unternehmen in den meisten Fällen langfristig auch finanziell. Doch wie sieht ein „spaßiges“ Lernkonzept überhaupt aus…?

Das innere Kind wecken

Gamification ist in der Blended Learning-Welt das Konzept der Stunde. Und das zurecht! Gamification zielt auf all die bereits genannten Aspekte ab: interaktives Lernen, soziale Kollaboration, Lebensweltorientierung und externe Lernimpulse. Das Lernen soll sich anfühlen wie ein Spiel.

Konkret kann Gamification beispielsweise durch Lernwettbewerbe oder interne Ranglisten umgesetzt werden. Es können ‚Badges‘ (d.h. Abzeichen) für besonders gute Leistungen oder eine hohe Lernaktivität vergeben werden. Mitarbeiter können schöne Zertifikate mit ihren Lernleistungen verdienen und auf ihrem persönlichen Profil ihre Fortschritte und die Fortschritte ihrer Lieblingskollegen einsehen. Lernen ist so nicht nur eine zu erledigende Pflichtaufgabe. Lernen wird zum betriebsinternen „Sport“. Und das sind nicht nur schöne Worte. Seit wir intern auf eine Gamification Strategie setzen, sind nicht nur die Abschlussrate unserer Learning-Nuggets von etwa 50 % auf nahezu 100 % gestiegen sowie die Zeitspanne bis zum erfolgreichen Kursabschluss des letzten Mitarbeiters deutlich gesunken, sondern das Lernen ist auch Thema in der Mittagspause oder beim Feierabendbier.

Im Alter von 2-5 Jahren lernen Menschen am besten – unter anderem, weil sie fremden Sachverhalten offen gegenüberstehen und diese spielerisch erlernen. (Copyright Bild: Sunny Studio – adobe.stock.com)

Gamification weckt einen inneren Instinkt in uns. Einen Instinkt, den wir als Kinder noch stark ausleben: Wir spielen mit Dingen, die wir nicht kennen – und lernen dabei. Und genauso verhält es sich grundsätzlich auch bei Teenagern und Erwachsenen: Wir alle lernen am einfachsten solche Dinge, die uns interessieren, die uns Spaß machen, mit denen wir spielen wollen und können.

Spielen ist das Lernen der Zukunft

Eine Gamification-Strategie ist also didaktisch und wirtschaftlich sowie im Hinblick auf Zufriedenheit und Anwerbung von Personal absolut sinnvoll. Das dürfte als Quintessenz aus diesem Artikel hervorgegangen sein. Wir alle lernen am effektivsten mit Spaß. Der Aufbau einer kollaborativen, freundlich-kompetitiven und spielerischen Lerninfrastruktur ist dafür unabdingbar. Hierfür wird logischerweise auch eine technische Infrastruktur benötigt. Doch welche Learning-Management-Systeme (LMS) sind in Sachen Gamification und Social Learning besonders stark? Und wie baut man spielerische Lerneinheiten didaktisch sinnvoll auf? Mit welchem LMS und welchen Lernformaten Sie Ihre individuelle Gamification Strategie für Ihr Unternehmen am besten aufbauen und umsetzen können, besprechen wir gerne mit Ihnen in einer unverbindlichen Beratung.

Falls Sie stattdessen lieber Ihr eigenes Konzept ausarbeiten und implementieren wollen, versuchen Sie eines nicht zu vergessen: Egal ob alt oder jung, intro- oder extrovertiert, technikaffin oder nicht – wir alle lernen am liebsten mit Spaß!

Autor: Marius Lex, Junior Consultant, drehmoment, www.drehmoment-gmbh.de